Schreiben für Contentbörsen – ja, nein, vielleicht?

Die Nachfrage nach guten Texten – möglichst auch noch SEO-optimiert, gut lesbar und zu einem Expertenthema ist groß, übrigens auch schon vor ChatGPT und Co. Die gute Bezahlung für gute Texte steht allerdings meistens auf einem ganz anderen Blatt. Denn wozu gibt es ja Online-Plattformen wie Textbroker, Pagecontent oder Content.de. Dort kann man als Kunde Texte für ein paar Euros schreiben lassen. Wobei der Kunde vermutlich ein paar Euros mehr bezahlen muss, als dann schlussendlich beim Texter ankommen. Bei den meisten dieser Contentbörsen muss man als Texter erstmal einen Probetext abgeben und wird anhand dessen nach einem Sterne System bewertet. Bei Textbroker fing das damals  beispielsweise bei zwei Sternen an und geht bis maximal fünf Sterne. 



 Meine Erfahrungen mit Textbroker und Co. 

Schon ganz am Anfang meiner Selbständigkeit  war mir klar, dass ich auch gerne beruflich schreiben möchte. Ich glaube, das habe ich in diesem Blog auch schon mehrfach erwähnt. Schreiben war schon immer meine große Leidenschaft, die sich allerdings in meiner Festanstellung lediglich darauf beschränkte, Angebote, Bewerberprofile und E-Mails möglichst nett zu formulieren. In meiner Selbständigkeit  sollte das natürlich alles ganz schnell ganz anders werden (hahahaha). Mein großer Traum: Vom Schreiben leben zu können. Also habe ich mich ganz blauäugig bei Textbroker registriert und wurde dort auch als 3-Sterne Autorin angenommen.
Damals (2015) war ich stolz wie Bolle und hatte die große Hoffnung, bald hochgestuft zu werden. Rückte mein Traum mit der Registrierung schon mal in greifbare Nähe – dachte ich zumindest. Hier komme ich nämlich schon zum ersten Haken: die Bezahlung. Bei drei Sternen (also meiner damaligen Einstufung) lag die bei 0,93 Cent pro Wort, mittlerweile sind es 1,1 Cent. Man bekam damals also noch nicht mal einen kompletten Cent. Etwas besser sieht es dann in der vier Sterne Kategorie aus. Da sind wir derzeit bei „immerhin“ 1,5 Cent pro Wort. Bei fünf Sternen gibt es dann ganze 4,5 Cent – obwohl ich mich bis heute frage, ob es überhaupt jemals ein Autor bis dahin geschafft hat. Bei den Direct Orders sieht es schon etwas besser aus, hier liegt die Vergütung bei mindestens 2 Cent pro Wort und bei Team Orders 1,9 Cent. Wie jemand von diesen Vergütungen leben soll, nun, das steht auf einem anderen Blatt. Ich verrate hier übrigens keine Geschäftsgeheimnisse, das steht alles so auf der Webseite. 




Die Briefings sind, ich drücke es jetzt mal vorsichtig aus, bei den meisten Kunden eher so lala. Zudem werden dir als Autor die Keywords und vor allem deren Anzahl streng vorgegeben. Hast du zu wenig davon, musst du die Wörter also irgendwie reinfrickeln. Hast du zu viel davon besteht durchaus die Gefahr, dass du den ganzen Text nochmal umwerfen darfst. Hast du deinen Text abgegeben ist aber noch lange nicht gewährleistet, dass dein Text auch so vom Kunden angenommen wird. Es gab mal einen, mit dem hab ich ewig per Nachricht hin und her diskutiert, weil er immer wieder was geändert haben wollte. Für 0,93 Cent pro Wort, wohlgemerkt.
Ich glaube, der hat mich dann auch auf die sogenannte Blacklist gesetzt, was mir allerdings so gar keine Schmerzen macht.
Ich hatte aber durchaus auch nette Kontakte. Meinen Kaffeeautomaten Kunden vermisse ich bis heute schmerzlich. Die Kunden haben übrigens die Möglichkeit, euch als Autoren zu bewerten. Umgekehrt geht das natürlich auch. Das hat aber keinerlei Einfluss darauf, wie Textbroker dich als Autor bewertet. Doch dazu komme ich später noch. Was ich allerdings besonders unverschämt finde: Es gibt durchaus Kunden, die ihren Text auch noch im HTML Format haben möchten. FÜR 0,93 CENT PRO WORT!!!!! Leute, geht’s noch? Eine Werbeagentur würde in schallendes Gelächter ausbrechen, wenn ihr denen einen solchen Preis vorschlagen würdet. 

Das unfaire Textbroker Sterne System 

Mittlerweile habe ich als Texterin schon einige Jahre „auf dem Buckel“ und kann mit Recht behaupten, dass ich durchaus Erfahrung damit habe, wie ein hochwertiger Text aussehen soll beziehungsweise sich zu lesen hat. Hin und wieder schreibe ich allerdings tatsächlich noch für Textbroker. Also im Durchschnitt so 0,5-mal im Jahr, meistens als Fingerübung oder wenn ich durch Zufall ein Thema sehe, das mich reizt. Eine Fairness bei dem Bewertungssystem von Textbroker sehe ich allerdings nicht. Denn die Texte werden nicht durch einen Mitarbeiter geprüft, sondern durch eine KI – also durch irgendein Programm, das über deinen Text rattert. Das überprüft übrigens nicht die Qualität deines Textes, sondern ob du lieber ein , statt einem – hättest setzen sollen (Kleiner Tipp: Nehmt lieber das Komma). Auch so manch anderes Bewertungskriterium erschließt sich mir nicht. Mir persönlich ist es eigentlich relativ egal, in welcher Einstufung ich schreibe, aber für einen Anfänger kann es durchaus frustrierend sein, ewig in drei Sterne eingestuft zu werden. 

Warum es sich aber trotzdem lohnen kann für Textbroker zu schreiben 

Mittlerweile bin ich glücklicherweise nicht mehr darauf angewiesen, für Textbroker und Co. zu schreiben und kann nach jahrelanger harter Arbeit und viel try and error von meinem Traumjob leben. Trotzdem will ich Textbroker und auch andere Content Plattformen nicht grundsätzlich in Grund und Boden verdammen. Denn die haben durchaus auch Vorteile. 

 1. Zum Lernen 

Das Schreiben bei Textbroker nutze ich vor allen Dingen zum Lernen. Wie packe ich ein neues Thema am besten an? Gibt es vielleicht noch den ein oder anderen Kniff, den ich in meine Texte einbauen kann? Zudem erweitere ich mein Allgemeinwissen ungemein, wenn ich gelegentlich (wobei die Betonung hier wirklich auf gelegentlich liegt) bei Textbroker schreibe. Ein kleines Beispiel: Kurz nachdem ich etwas über eine bestimmte Fahrradmarke bei Textbroker geschrieben hatte, besuchte ich prompt einen Kunden für einen PR Artikel der eben genau diese Marke führte (was ich vorher nicht wusste). Also konnte ich so mit meinem Fachwissen schon mal punkten. Allerdings schreibe ich mittlerweile hauptsächlich, wenn es um das Thema "Neue Themen" geht, auf meiner eigenen Pagewizz Seite

2. Pünktliche Bezahlung 
Ein weiterer Riesenpluspunkt, auch wenn die Bezahlung echt mies ist: Das Geld kommt pünktlich auf dem Konto an. Denn Textbroker rechnet ja selbst mit den Auftraggebern ab. Das heißt so lästige Dinge wie beispielsweise Mahnungen schreiben, weil der Kunde nicht zahlt, fällt schon komplett weg. Mein Fazit: Gerade für Einsteiger und als Fingerübung für Erfahrene kann Textbroker durchaus sinnvoll sein. Als Haupteinkommensquelle sollte man es allerdings nicht ansehen, da es sich doch eher um ein Taschengeld handelt. Auch das Bewertungssystem ist, meiner bescheidenen Meinung nach, eher undurchsichtig und unfair.

... und ja, das sind so die einzigen Vorteile, die mir spontan in Sachen Contentbörsen einfallen. Trotzdem will ich die Seiten nicht in Grund und Boden verdammen, denn sie haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Gerade für Anfänger zum Üben oder Menschen, die sich schnell mal ein paar Euro nebenbei verdienen möchten, kann so ein Contentportal durchaus das Mittel der Wahl sein. Willst du allerdings wirklich Geld mit texten verdienen, dann solltest du dir deine Nische suchen und vor allem an deinem Portfolio arbeiten. 

Kommentare

  1. Der Analyse kann ich durchaus zustimmen.

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  2. Liebe Miriam,
    Danke für den Einblick! Ich habe schon immer mal wieder damit geliebäugelt, so eine Plattform auszuprobieren. Für mich ist das Schreiben ja nur ein Hobby aber trotzdem will ich meine Zeit nicht für einen Hungerlohn opfern. Andererseits ist ein Taschengeld ja ganz nett und die Übung würde definitiv nicht schaden. Vielleicht probiere ich es im Winter doch mal aus. Da ist im Garten Ruhe und ich habe mehr Zeit, gemütlich vor mich hin zu tippen.
    Liebe Grüße
    Queen All

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